„Nur Dank des starken Mittelstandes werden wir diese Krise überwinden“

Normalerweise schreiben sich die Mitglieder den Termin fett in den Kalender mit vielen Ausrufezeichen, um die Veranstaltung auf gar keinen Fall zu verpassen oder den Abend versehentlich doppelt zu belegen. Es ist eine regelrechte Pflichtveranstaltung geworden. Fachsimpeln, netzwerken, Freunde treffen, gutes Essen, Getränke und Livemusik in stilvoller Atmosphäre. Der Jahresempfang der Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU/CSU (MIT) Wolfenbüttel hinterlässt in diesen Januartagen ein klaffendes Loch im Kalender seiner 239 Mitglieder. Corona ist schuld. „Schaufenster“-Mitarbeiter Marcus Kordilla sprach in dieser Woche mit dem MIT-Vorsitzenden Holger Bormann über die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft. „Zusammenhalt, Mut und Perspektiven“, lautete sein Dreiklang. Im Interview erinnerte er sich gerne zurück an den Jahresempfang aus 2020, der in der neuen Löwentor-Gastronomie „Zum Glück“ um diese Zeit stattfand. „Es war ein schöner Abend mit vielen tollen Gästen.“ Mehr als 200 Mitglieder, Freunde, Wegbegleiter und Sponsoren nahmen an dem Empfang teil. Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, Dr. Bernd Althusmann, war damals Gastredner und beschrieb den Empfang als „bemerkenswert“. Andere Städte und Landkreise würden ihn nicht in dieser Qualität aufziehen. „So habe ich das noch nicht im Land erlebt“, lobte Althusmann, der sich für Entbürokratisierung und einer Steuerreform starkmachen wollte.

Bormann, der neben seinem Vorstandsposten in Wolfenbüttel auch stellvertretender Vorsitzender der MIT-Niederachsen ist, meinte, dass das letzte Treffen danach im Februar beim Stammtisch in der Bar „Zimmerhof 13“ war. „Mir macht die Arbeit Spaß und ich kann die Interessen aus meiner Heimat im Land vertreten“, verriet er. Das zwanglose Klönen mit seinen Freunden und Mitgliedern vermisse er jetzt. Alle zwei Monate tausche er sich mit seinen Vorstandskollegen digital per Videoschalte aus. Dirk Marske, Phillip Cantauw, Andreas Höfener, Steffen Maschke, Wolfgang Gürtler, Manfred Koch, Wolfgang Ulrich, Andrea Bordan, Florian Rehm, Markus Eimecke, Tilo Geipel und Ehrenvorsitzender Heinz Dieter Eßmann – sie alle sprudelten vor kreativen Ideen. Der Zusammenhalt und Austausch zwischen den MIT Mitgliedern sei groß. Das werde ihm besonders während der Corona-Pandemie klar. „Als Vorsitzender macht mich das stolz und glücklich, wenn einander geholfen wird“, fügte Bormann hinzu.

Die Wolfenbütteler Union zähle mit zu den mitgliederstärksten. Auch Althusmann lobte dies damals in seiner Rede. Dass sich die Empfänge stets zu Magneten entwickelten, liege auch da-ran, weil man gute Festredner mit interessanten Beiträgen findet. „Wir haben hier ein gutes Ranking“, bekräftigte der Vorsitzende: IHK-Präsident Helmut Streiff, Vorstandsvorsitzender und Direktor aus Neuerkerode Pfarrer Rüdiger Becker, Finanzvorstand Christopher Ratsch von Jägermeister, MKN-Geschäftsführer Georg Weber, Eintracht Braunschweigs Ex-Präsident Sebastian Ebel – um nur einige Namen zu nennen. Sie alle regten in den vergangenen Jahren zu Diskussionen an, gingen auf die wirtschaftliche Lage hierzulande ein. Sie redeten aber auch nicht um den heißen Brei, wenn ihnen etwas überhaupt nicht gefällt. Nur, wenn etwas zur Sprache kommt, kann man etwas verbessern. Und damit die Wolfenbütteler Mittelständler und Kleinbetriebe auch durch die Krise kommen, halfen natürlich die immensen Kontakte. Denn wie heißt es so schön: Kontakte schaden nur denjenigen, die keine haben. Bormanns Stichwort: „Online-Sendungen.“ 27 Formate von „Menschen – Firmen – Geschichten.“ gab es bereits davon, sie gaben dem Handel eine neue Plattform. Michael Heimbs war der Initiator. „Im Januar geht es weiter“, sagte der Vorsitzende. Die Idee komme an, Bormann erhalte oft Rückmeldung, dass damit tatsächlich der Einzelhandel gestärkt werde, Dinge verkauft und Umsätze generiert würden.

Für Ende Januar plane der MIT-Vorstand auch einen digitalen Jahresempfang. „Wir arbeiten derzeit an der Umsetzung.“ Über einen Link können die Mitglieder von zu Hause aus teilnehmen. Im Vorfeld sollen Ideen und Fragen für den Diskussionspartner gesammelt werden. Bormann bescheinigte: „Es ist ein interaktiver Start in ein neues Jahrzehnt, in eine bessere Zeit ohne Corona-Beschränkungen.“

Erfreulich sei für ihn, dass die Impfquote und auch die Impfbereitschaft steige. Das lasse vermuten, dass Fallzahlen und Inzidenzwerte sinken werden, wir alle ein Stück Normalität zurückerhalten. Froh war er, dass aktuell die Zahlen in Wolfenbüttel und Braunschweig verhältnismäßig niedrig seien. „Die Wirtschaft leidet – gar keine Frage. Aber die Gesundheit steht oben an“, so der Mittelständler, der sich auch sicher war: „Wenn die Gastronomie, Kultur und Reisebranche wieder öffnen darf, wird die Euphorie groß sein. Die Menschen wollen raus. Sie wollen reisen, ins Theater gehen und Cocktails schlürfen. Unser schöner Landkreis hat so viel zu bieten.“

Einige Termine stehen bereits für 2021 fest. Am 10. Februar heißt es etwa „MIT im Dialog“ (18 Uhr). Dr. Carsten Linnemann ist dann zu Gast – erneut hochkarätig. Der Diplom-Volkswirt Linnemann ist Bundesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion und stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Am 28. Mai stehe die Mitgliederversammlung in Verbindung mit dem Spargelessen an. Hier könne er sich gut vorstellen, dass man dies auch ins Freie verlegen kann. „Vielleicht im Reitlingstal bei Frerk Hennicke, mit traumhaften Ausblick auf den schönen Elm“, freute er sich.

Ein weiteres Highlight nannte Bormann für den 11. und 12. Juni: MIT-Landestag in der Lindenhalle. Abends sei ein „Wolfenbütteler Abend“ geplant. Das Gelände an der Halberstädter Straße biete genügend Platz. Mit dem Event wolle Bormann den Jahresempfang gewissermaßen nachholen. Er sei positiv gestimmt, dass man es durchführen könne.

Eine weitere Mitgliederversammlung soll im Herbst stattfinden. Dann stehen auch Wahlen auf dem Plan, denn der Vorstand sei dann zwei Jahre im Amt.

Bis dahin sei aber noch viel zu tun. „2021 wird das Jahr der Herausforderungen und Entscheidungen sein, ob wir die Weichen jetzt für die nächsten Jahre richtiggestellt haben. Im Bereich des Klimas, der Mobilität, der Entbürokratisierung, des wirtschaftlichen Wohlstands und einer Steuerreform“, zählte Bormann einige Punkte auf, die ihn beschäftigen. „Mut, Optimismus und Zuversicht sind jetzt mehr denn je gefordert.“ Aber auch abseits aller derzeitigen Probleme und Schwierigkeiten sollte hier in Deutschland weniger darüber nachgedacht werden, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. „Nur Dank des starken Mittelstandes werden wir diese Krise überwinden“, sagte der hoffnungsfreudige Holger Bormann am Ende des Interviews.

Text: MK – Wolfenbütteler Schaufenster