Wolfenbüttel. Mit dem Thema Fakten zur Energiekrise im Landkreis Wolfenbüttel beschäftigte sich ein von der MIT Wolfenbüttel organisierter Vortrag im Gemeinschaftshaus Halchter. MIT- Vorsitzender und Landtagskandidat Holger Bormann konnte als Referenten an diesem Abend Vertreter der örtlichen Stadtwerke und Claus-Hagen Wätjen als Vorstand der Forstgenossenschaft Halchter begrüßen.

Im ersten Teil des Vortrages erhielten die zahlreichen Zuhörer zunächst Informationen über den Preisbildungsmechanismus bei Strom und Gas sowie das aktuelle Tagesgeschäft im Energiehandel. So bildet sich der Strompreis danach, welches die jeweils teuerste eingesetzte Erzeugungsenergie ist. Zunächst wird also der Strom aus den „preiswertesten Töpfen“ verbraucht, dann das nächsthöhere Preisniveau und so weiter. Da derzeit teures Erdgas verstromt werden müsse, bestimme dies den Börsenpreis für kurzfristig einzukaufenden Strom. Ähnlich wie Strom wird auch Erdgas mit langen Vorlaufzeiten an der Börse gehandelt und so müssten bereits jetzt Kontrakte und Liefermengen für die Folgejahre festgemacht werden. Derzeit gebe es extrem starke Schwankungen dieser Börsenpreise in Abhängigkeit der aktuellen Tagespolitik, die dieses normalerweise gut planbare Geschäft zu einer Gedulds- und Nervenprobe machte. Mit Blick auf den kommenden Winter gaben sich die Energieexperten immerhin zuversichtlich, dass ein Zusammenbruch der Erdgas- und Stromversorgung nicht sehr wahrscheinlich sei. Um die Preissprünge soweit möglich zu dämpfen sei man ständig dabei, den Einkauf bestmöglich zu gestalten, ständig die notwendigen Einkaufs- und Liefermengen abzugleichen und derzeit keine Neukunden auf dem freien Markt zu akquirieren. Als Verbraucher könne man seinen Beitrag zur Netzstabilisierung und Verbrauchs-/Kostenreduktion vor allem durch ein sehr bewusstes Nutzerverhalten leisten. Daneben helfe natürlich jede noch so vermeintlich kleine Investition in regenerative Energien, wie z.B. Photovoltaikanlagen.

In der Folge stellte Claus-Hagen Wätjen einige Fakten aus der Land- und Forstwirtschaft vor und verknüpfte diese mit dem Energieaspekt. So würde etwas mehr als die Hälfte der Fläche in Deutschland landwirtschaftlich genutzt, knapp 15% davon für nachwachsende Rohstoffe, v.a. zur Biogas- und Biodieselerzeugung. Der Wald bedeckt in Deutschland rd. 115 km² Fläche und stellt damit den größten Holzvorrat in Europa dar. Jedes Jahr wachsen rd. 120 Mio. m³ Holz nach, von denen rd. 100 Mio. m³ durch Einschlag wieder entnommen werden. Dieses Holz wird aber primär industriell oder am Bau verarbeitet und nicht als Brennholz verwendet. Die Entnahme größerer Mengen sei nicht nur kurzsichtig, so Wätjen, sondern auch durch das Bundeswaldgesetz verboten, dessen Regelungen übrigens auf der v. Carlowitzsche Lehre der Nachhaltigkeit aus dem18. Jahrhundert beruht. Als Fazit kam Wätjen zu dem Ergebnis, dass Holz- und Landwirtschaft natürlichen einen wichtigen Baustein in der Energiewende spielen können und müssen, aber eine ungebremste Verwendung zur Energieerzeugung aber nicht möglich sei. Vielmehr muss die Nutzung als Kaskadenholz erfolgen, das zunächst z.B. in der Industrie oder auf dem Bau eingesetzt wird, dann einer Zweitnutzung zugeführt und erst danach z.B. zu Pellets verarbeitet wird.

Nach ausführlicher Fragerunde und Diskussion fasste Holger Bormann die Erkenntnisse des Abends zusammen: „Die Überwindung der aktuellen Energiekrise ist kein 100-m-Sprint, sondern eher ein Marathon, der allen Beteiligten Durchhaltevermögen und Disziplin abverlangt. Aufgabe der Politik muss es sein, Härten abzufedern und vor allem durch Bürokratieabbau den Weg für vielfältige Projekte zur Nutzung erneuerbarer Energien, wie z.B. die Windkraft oder grünen Wasserstoff, zu ebnen. Aber auch ein Marathon, sei er noch so hart, führt einmal ins Ziel. Lasst uns starten!“