Im Zuge der Corona Krise müssen die Liquiditätsengpässe der mittelständischen Unternehmen schnell und unbürokratisch gelöst werden. Das fordert Holger Bormann, stellvertretender Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Niedersachsen und Vorsitzender der MIT Wolfenbüttel. Möglichkeiten könnten Steuerrückerstattungen oder direkte finanzielle Zuschüsse in Form eines „Mittelstandsfonds“ sein. „Es ist eine Situation, die unser Land, die noch keiner so erlebt hat“, sagt Bormann im Gespräch mit unserer Zeitung. So müsse man sich in die Unternehmen hineinversetzen, denen durch die Corona-Schutzmaßnahmen von heute auf morgen die Kunden weggebrochen seien. „Betriebe haben schon Entlassungen vorgenommen“, berichtet der MIT-Vorsitzende.

Sein eigenes Unternehmen, ein Autohaus, hat zurzeit noch geöffnet. „Das Land hat noch keine Regelung zu Autohäusern“, sagt Bormann. So müsse der Handel großteilig schließen, aber die Dienstleister blieben auf. Ein solches Dienstleistungsunternehmen sei auch die Werkstatt des Autohauses. „Wir können den Showroom nicht schließen, da das der Weg zur Werkstatt ist“, erklärt der MIT-Vorsitzende.

30 Mitarbeiter sind bei dem Autohaus beschäftigt, so der Geschäftsleiter weiter. Eigentlich beginne ab März die Hauptverkaufszeit des Unternehmens, der sogenannte Autofrühling. Erste Auswirkungen der Corona-Krise machten sich seit Ende Februar bemerkbar: Kunden verschieben Autokäufe oder kommen mit dem Wagen vorerst nicht zur Reparatur in die Werkstatt.

Für die Mitarbeiter des Betriebs könne das Kurzarbeit bedeuten, sagt Bormann. Dies sei auch schon mit den Beschäftigten besprochen worden. „Die Mitarbeiter verstehen das“, sagt der Geschäftsführer. Als erster Schritt sei aber der Abbau von Überstunden und Urlaubstagen geplant. Es handele sich dabei um Sicherheitsmaßnahmen für den Betrieb. Die Liquidität soll so erhalten werden.

Kurzarbeitergeld sei auch bei anderen Unternehmen in Wolfenbüttel ein großes Thema, sagt Bormann. Die Mitarbeiter erhalten dann nur noch 60 bis 67 Prozent ihres normalen Gehalts. „Alle Maßnahmen, die angeboten werden, werden voll ausgeschöpft“, sagt der MIT-Vorsitzende über die Betriebe. Dazu zählen auch staatliche Kredite. Aber: „Der Mittelstand ist mit Krediten gut versorgt“, meint Bormann. Ein Grund dafür seien die niedrigen Zinsen. Wichtiger sei es, die Liquiditätsengpässe zu lösen.

Der MIT-Vorsitzende befürchtet, dass es ohne staatliche Hilfe nach der Krise einen Großteil des Mittelstandes nicht mehr geben könnte: „Viele Unternehmen sehen ihre Existenz gefährdet.“ Deshalb fordert er in der Mittelstandskrise: „Der Staat muss seine Gelddruckmaschine anschmeißen.“ Zudem könne es nur eine deutschland oder europaweite Lösung des Problems geben, da es alle betreffe.


Wolfenbüttler Zeitung, Nr. 67, 75. Jahrgang, Seite 19
Text: Kerstin Kalkreuter